König der Lüfte

In meinen Ferien im Emmental im Napfgebiet, beobachte ich immer wieder Tiere wie Gämsen, Rehe, Eichhörnchen und verschiedene Vögel. Auf meinem heutigen Streifzug über die Hügel, liess ich mich von meinem Instinkt führen. Dieser trug mich über einen nicht oft begangenen Pfad, Richtung eines Felsabhangs mit Nagelfluhgestein.

Ich kenne dieses Gebiet mittlerweile sehr gut, da ich schon in meiner Kindheit immer wieder hier in den Ferien war und schon damals den ganzen Tag im Freien verbrachte. Ich bin immer wieder fasziniert von dieser zerklüfteten Landschaft und freue mich das Glück zu haben, eine solch schöne Umgebung zu kennen.

Als ich durch den Wald lief, wurde ich plötzlich von einem Schreien begleitet. Mir war gleich klar, dass es sich um einen Vogel handeln musste aber ich war mir nicht sicher welchen. So näherte ich mich langsam und kam dem Krächzen immer näher, als ich etwas Riesiges in Richtung Abgrund wegfliegen sah. Mit raschen Schritten sprang ich dem Vogel hinterher aber war leider zu spät um ihn noch mit meinem Feldstecher einfangen zu können.

Erstaunlicherweise war das Krächzen danach noch nicht verstummt und begann wieder von Neuem. Dieses Mal noch lauter. Der Vogel musste somit ganz in der Nähe sein. So blieb ich sitzen und versuchte das laute Geräusch zu lokalisieren. Keine Minute später flog erneut ein riesiger Vogel bei mir vorbei und nun konnte ich das Tier genauer beobachten. Es war eindeutig erkennbar, dass es sich um einen Steinadler handeln musste. Es war fantastisch diesen mächtigen Vogel anschauen zu können. Leider konnte ich kein Foto schiessen, da seine Fortbewegung unglaublich rasant vor sich ging.

Etwas später erfuhr ich, dass es sich bei diesen beiden Adler um eine Mutter mit ihrem Jungvogel handelte. Der Junge bettelt die ganze Zeit und machte daher diese krächzenden Geräusche.

Über den Steinadler

1953 wurde der Steinadler in der Schweiz unter Schutz gestellt. Heute ist er wegen der Grösse seines Reviers, welches zwischen 50 und 100 Quadratkilometer sein kann, nicht nur in den Alpen zu finden, sondern auch im Napfgebiet. Normalerweise bevorzugen diese Greifvögel für ihren Nistplatz Felsen, nichtsdestotrotz wurden Horste aber auch schon selten auf Bäumen gesichtet.

Der Steinadler ist sehr scheu und er kann ein hohes Alter erreichen. Es wurden bis zu 30 Jahren dokumentiert. Seine Flügelspannweite wird bei Männchen etwa 2 Meter und das Weibchen kann sogar 2.3 Meter erreichen. Die Sehkraft des Steinadlers ist dreimal so stark wie beim Menschen. Die Nahrung erbeutet der Adler häufig im Überraschungsangriff, welche in den Alpen oft aus Murmeltieren besteht. Wo diese fehlen, werden aber auch Feldhasen, Katzen, Hühner, junge Füchse, sowie Reh- und Gamskitze erbeutet. Mehr als 4-5 Kilogramm kann er jedoch nicht länger durch die Lüfte tragen.